Leben mit KIDS Was mich beschäftigt

Mama reißt sich den Arsch auf – Oder im nächsten Leben werde ich ein Mann

Jaja schon klar, viele Männer da draußen werden sich jetzt gleich wieder aufpudeln, aber mal ehrlich MAMA im Jahr 2017 zu sein ist echt kein Honiglecken.

Denn obwohl ich bei einem sehr emanzipierten Vater aufgewachsen bin (für seine Generation ), als auch einen sehr emanzipierten Mann habe, ist es doch so, dass ich das GEFÜHL habe an mir, und an MAMA generell bleibt einfach mehr hängen.

Aber wieso verdammt ist das so? Wieso habe ich ständig das Gefühl ICH muss mehr machen als ER und warum mache ich das dann oft auch?

Ein Mann hört mehr auf seine Bedürfnisse

Zum ersten denke ich, dass Männer einfach mehr auf ihre Bedürfnisse hören. Natürlich mag ich nicht alle über einen Kamm scheren. Trotzdem glaube ich, dass wenn MANN zum Beispiel müde ist, er sich eher hinlegt als eine Frau, wenn er krank ist, er sich auskuriert und wenn er Freiraum braucht er ihn sich auch nimmt. Ich schwöre euch, wie oft hätte ich meinen Schatz schon am liebsten in der Luft zerrissen, weil er sich am Nachmittag, weil er k.o. war, für 10 Minuten auf die Couch geworfen hat oder er eben mal länger nach seiner Ausbildung bei seinen Freunden hängen geblieben ist. Aus meiner Kindheit weiß ich außerdem, dass es meiner Mutter oft sehr ähnlich erging.

Aber jetzt mal ehrlich, ist es wirklich so falsch auf seine Bedürfnisse zu hören? Ich finde eigentlich gar nicht. Jeder von uns sollte doch seiner inneren Stimme vertrauen. Denn wem nützt es, wenn man sich ständig übernimmt und dann krank wird oder sogar in ein Burnout schlittert. Niemandem und am wenigsten uns selber!

Das heißt im Grunde genommen machen es ja Männer wahrscheinlich sogar „richtig“ und wir können uns noch was von Ihnen abschauen. Nur wieso schauen wir Frauen eigentlich nicht viel mehr auf uns und verhalten uns stattdessen wie Kraken mit 1000 Armen, die alles gleichzeitig erledigen und letzten Endes völlig kaputt auf der Strecke bleiben.

Ungerechte Verteilung der Erwartungen

Meiner Meinung nach ist viel von unserem Verhalten stark an Erwartungen geknüpft, die in unserer Gesellschaft an Frauen gerichtet sind. Hat zwar der Eintritt in die Arbeitswelt definitiv einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Frauen bewirkt, hat genau diese Tatsache auch zu einem mehr an Erwartungen an die Frau geführt. Neben der Erwartung, dass Frauen Haushalt und Kinder schupfen müssen, kam jetzt nämlich noch jene hinzu, dass sich Frauen auch in der Wirtschaft einbringen sollen.

Nun ja, viele werden jetzt sagen, dass es ja heute umgekehrt auch so ist. Dass nämlich auch viele arbeitstätige Männer bereits mit Kindern und Haushalt helfen, immer mehr sogar schon in Karenz gehen.

Nur jetzt mal ehrlich, ist die Erwartungshaltung an Männer wirklich auch die gleiche? Ich denke nicht. Ich glaube es ist noch immer mehr okay, dass ein Mann sich eher nur um seinen Job kümmert, als es das bei Frauen so ist.

Erst letzte Woche habe ich tatsächlich mit Frauen diskutiert, die nicht verstehen können, wieso ich meinen Mann bügeln lasse: „Nein, sowas gehört einfach von Frauen gemacht, ich würde mich genieren an deiner Stelle“. Umgekehrt wurde mein Mann einmal beim Einkaufen mit den Kids angesprochen, was für ein toller Vater er nicht sei. Er ist tatsächlich ein guter Papa, aber mich hat noch nie jemand angesprochen, dass ich eine tolle Mutter bin wenn ich einkaufen gehe und auch noch niemand, dass ich meine Arbeit so toll erledige, obwohl ich zwei Kinder zuhause habe.

Zugegeben, viele der Frauen, die mich darauf angesprochen haben, wie toll mein MANN nicht sei oder wieso ich nicht mehr Haushalt mache, waren von einer älteren Generation. Leider sind es aber nicht nur ältere Damen, die noch immer so eine Ansicht pflegen. Aber wieso bloß?

Eingeimpfte Minderwertigkeit???

Ich muss sagen ich habe keine Ahnung, was genau der Hauptgrund dafür ist, wieso Frauen in der Gesellschaft irgendwie mehr zu kämpfen haben als unsere männlichen Mitstreiter, wieso wir nicht einfach den gesamten Erwartungen trotzen und unser Ding durchziehen. Ich denke aber, dass wir im Laufe der Jahrtausende unter vorherrschendem Patriarchat eine Art Minderwertigkeitsgefühl eingeimpft bekommen haben, dass auf unserer Festplatte immer noch nicht überschrieben ist. Fast so wie in der Genetik sozusagen, wo Verhaltensweisen auch Jahrtausende brauchen um ausgemerzt oder angepasst zu werden.

Schlechte Aussichten die ich euch da unterbreite? Nicht unbedingt! Wir alle sind Teil einer Bewegung, die wir Emanzipation nennen und die noch lange nicht abgeschlossen ist. Was können wir also tun?

Zusammenhalt

Ich denke eines der Hauptpunkte in dem ganzen Thema ist sicher Zusammenhalt, erstmal natürlich zwischen Frauen, aber auch zwischen Frauen und Männern.

Besonders was das Frauen zu Frauen Ding betrifft, habe ich leider schon zu oft erlebt, dass wir untereinander sehr unfair sein können und oft alles andere als sich gegenseitig unterstützend sind. Allein schon beim Thema „Kinder“ fielen mir tausende Erlebnisse ein, wie sich Frauen oft untereinander verhalten. Hat mich doch vor kurzem tatsächlich eine andere Mutter darauf angesprochen, wieso meine Kinder eigentlich keine Kurse besuchen und ob ich mit da nicht ernsthaft Sorgen mache, dass sie dann in der Schule „hinten“ sein werden. Ich finde es außerdem jedes Mal total „reizend“, wenn eine Mutter versucht der anderen ihren persönlich favorisierten Erziehungsstil einzureden. „Denn nur diese Erziehung ist nämlich die einzig Richtige.“ Mehr dazu auch bei der lieben Anneliese von EinerschreitImmer.

Alles total unnötig wenn ihr mich fragt. Viel besser wäre es doch da, einfach einmal locker zu lassen, andere Lebensideen zu akzeptieren und uns gegenseitig zu bestärken und zu unterstützen! Auch wenn wir nicht bei allem einer Meinung sind, haben wir doch meist sehr viel gemeinsam.

Aber auch mit unseren Männern sollten wir unbedingt mehr an einem Strang ziehen. Denn obwohl sie vielleicht nicht denselben Erwartungshaltungen ausgesetzt sind wie viele Frauen, gibt es zum Glück mittlerweile genug von Ihnen, die sich genauso für ihre Familie und das Zuhause einsetzen wie für ihren Job. Ich bin mir sogar sicher und habe es auch schon miterlebt, dass sich genau diese Männer auch oft blöde und total unnötige Sprüche anhören dürfen. Ich sage nur „Wieso gehst du bitte in Pflegeurlaub, du hast ja eine Frau zuhause!?HA HA HA !!!!!

Was mich noch zu einem nächsten Punkt bringt.

Darüber reden

Oft habe ich das Gefühl, dass wir (damit meine ich Frauen und Männer <3) viel zu wenig thematisieren, was schwierig in unserem Leben ist und was es zu verbessern gilt. Vielleicht liegt es an der „perfekten“ Welt, die uns die verschiedenen Medien immer vorgaukeln oder auch daran, dass man andere nicht belasten möchte, aber es wird nur wenig über Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es „allen anderen besser geht“ als einem selber, was aber oft nicht annähernd stimmt. Jeder Mensch hat seine Themen und Probleme, weshalb ich meine Überschrift zum Abschluss noch etwas ergänzen möchte:

Ja, Mama reißt sich den Arsch auf, aber bitte leide nicht im Stillen, sondern rede mit anderen darüber, schließ dich mit ihnen zusammen und versucht den Weg gemeinsam zu verbessern <3!

Ps: auch super passend zum Thema “ Was haben Männer mit (Klein) – Kindern gemeinsam?“🙂

NACHTRAG 2020:

Mittlerweile muss ich meinen Artikel von damals doch ein wenig revidieren. Ich kenne nun auch genug Männer da draußen, die im gleichen Boot sitzen… die in Firmen und Betrieben arbeiten, die ihnen Karenz ermöglichen, die sich zuhause genauso ins Zeug legen, die einfach gleichberechtigt ihren Teil zum Familienleben beitragen.

Mein Artikel im Jahr 2020 würde also wahrscheinlich nicht mehr „Im nächsten Leben werde ich ein Mann“ heißen….sondern eher sowas wie:

„2020, sind Familie und Job ohne Hilfe wirklich miteinander vereinbar?“

Was ist eure Meinung dazu?

6 thoughts on “Mama reißt sich den Arsch auf – Oder im nächsten Leben werde ich ein Mann”

  1. Ich glaube, dass da noch Rollenbilder von vorvorgestern in unserem Unterbewusstsein herumspuken – ganz oft erlebe ich, dass Paare partnerschaftlich starten und nach dem ersten Kind sukzessive in traditionelle Rollenverteilung kippen … und die Gesellschaft tut da das Ihrige dazu!

  2. Hi! Das mit der eingeimpften Minderwertigkeit empfinde ich auch so, und hab ich leider auch bei anderen Frauen beobachtet. Und ja… wir sollten großzügiger mit uns und anderen sein hinsichtlich des vermeintlichen Nichterreichens überzogener Erwartungen

  3. Es ist erschreckend wie eingefahren das Rollen Bild heute noch ist. Mein Freund ist leider auch 1845 erzogen und ist ein ewiger Streitpunkt bei uns. Mich wundert heute nicht warum es so viele Alleinerziehende gibt , die da einfach keine Lust mehr drauf haben. Die Männer sind zu langsam zur Veränderung der Frau gewachsen.

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